Perspektiven in Zeiten der Krise.

Die Welt steht still. Was kann Kultur in einer globalen Krisensituation leisten? 

Sie kann stützen, motivieren, Impulse liefern, Perspektiven zeigen. 

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Die Zahlen sind dramatisch hoch: Weltweit ist jede 3. Frau von Gewalt betroffen, in Österreich erfährt jede 5. Frau ab ihrem 16. Lebensjahr psychische, physische und/oder sexuelle Gewalt. Während den Monaten der Pandemie und der Zeiten des Lockdowns hat Gewalt gegen Frauen, insbesondere häusliche Gewalt, nochmal drastisch zugenommen (vgl. UN Women. The Shadow Pandemic Campaign).

Steigend sind auch die Morde an Frauen: Wurden 2014 in Österreich noch 19 Frauen umgebracht, waren es 2019 laut polizeilicher Kriminalstatistik schon 39 – das sind monatlich etwa 3 Frauen! Die Täter sind dabei häufig (Ex-)Partner oder Familienmitglieder, Personen aus dem nahen sozialen Umfeld (vgl. Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser).

“Femizide” werden solche Morde auch genannt, die “Tötung von Frauen und Mädchen wegen ihres Geschlechts” (European Institute for Gender Equality). Eine feministische Aktivistin, die sich mit diesem traurigen Thema in Frankreich auseinandersetzt, ist Marguerite Stern.

Marguerite Stern
*1990, feministische Aktivistin und Autorin

Die 31-jährige Marguerite Stern startete im August 2019 eine Bewegung, die gegen Femizide mobil macht. Ihr Mittel sind dabei Collagen – schwarze Buchstaben auf weißem Papiergrund, die an die Wand im öffentlichen Raum geklebt werden. Mit diesen einfachen Mitteln bildet sie Sätze, die es in sich haben:

Papa hat Mama umgebracht.

steht auf einer Collage in Paris, Frankreich.

Jean-Luc Mounier. France24.

Jean-Luc Mounier. France24.

Die Collage-Aktion hat in der Zwischenzeit Wellen geschlagen: Nach einem Aufruf in sozialen Medien sei 2019 eine Bewegung in ganz Frankreich entstanden, die sich dann in Belgien und der Schweiz ausgebreitet habe, sagt Stern in einem Interview von EURACTIV Frankreich.

Aktivismus auf der Straße
Papier, schwarze Farbe, Pinsel und Kleister – schnell und einfach sind die Methoden, mit denen Stern arbeitet, denn "wir haben nicht viel Geld”, sagt sie in einem Interview mit der taz. Der Ort, den sie für ihre Collagen gewählt hat, hat sie nicht dem Zufall überlassen:

Man muss auf der Straße agieren, denn dort werden die Frauen belästigt.

sagt Marguerite Stern.

Dem Patriarchat eine kleben | Kultur erklärt - Flick Flack | ARTE (Frankreich/Deutschland 2020, 6 Min)

Ihre Collagen sind ausschließlich sprachlich gestaltet. Auch das ist kein Zufall, denn laut Stern strukturiert die Sprache unser Denken: ”Von dem Moment an, in dem die Sprache sexistisch ist, wird unser Denken zwangsläufig sexistisch“, sagt sie. Ihr im September 2020 erschienenes Buch “Héroïnes de la rue“ (Heldinnen der Straße) hat sie deshalb auch im generischen Femininum geschrieben.

Zu radikal?
Ein Vorwurf, den Marguerite Stern immer wieder zu hören bekommt, ist “zu radikal” zu sein. Was sie darauf antwortet?

Ich definiere mich aus zwei Gründen als radikale Feministin: Ich glaube, dass man keine Zugeständnisse machen sollte, wenn es um die Rechte der Frauen geht. ‘Radikal’ kommt etymologisch vom lateinischen Wort für ‘Wurzel’. Sich selbst als radikale Feministin zu definieren, bedeutet auch, dass man die Wurzel des Problems angreift.

sagt sie im Interview mit EURACTIV France.

Jean-Luc Mounier.  France24.

Jean-Luc Mounier. France24.

Rosen gegen Gewalt

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Eine Partei voller unterschiedlicher Feminismen

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